Die Radko-Stöckl-Schule

Wer war der Mensch, dessen Namen die Schule trägt?

Radko Stöckl hatte - wie viele von unseren Lernenden heute - einen Migrationshintergrund. Er wurde am 6. Oktober 1924 in Banská Štiavnica (seit 1993 UNESCO-Weltkulturerbe, etwa 10.000 Einwohner), der ältesten Bergstadt der Slowakei, geboren. Er ist in Melsungen am 23. Januar 1984 im Alter von 59 Jahren gestorben und auf dem auf dem Stadtfriedhof in Melsungen begraben.

Direkt nach dem Abitur im Jahre 1942, noch keine 18 Jahre alt, wurde er als Jugendlicher zum Kriegsdienst eingezogen und hat als Soldat im zweiten Weltkrieg auf der Seite der Deutschen Wehrmacht bis zu seiner Gefangennahme durch die britische Armee im Jahre 1945 gekämpft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er als Sudetendeutscher unter Androhung von Gewalt gezwungen seine Heimat - die damalige Tschechoslowakei – zu verlassen. Er verlor damit aufgrund der Beneš-Dekrete seinen gesamten Besitz. Dieses Leid teilte er mit seinen ungefähr 3 Millionen anderen Landsleuten aus der Tschechoslowakei, die ebenfalls in den Jahren 1945/46 vertrieben wurden und in Westdeutschland eine neue Heimat finden mussten. Im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg verloren insgesamt etwa 60 Millionen Menschen ihre Heimat – es war die größte Völkerverschiebung aller Zeiten.

Als mittelloser Heimatvertriebener kam er nach Westdeutschland und wurde nach Calden gebracht. Dort erlernte er die Berufe des Bäckers, des Fleischers und des Müllers. Erst danach nahm er das Studium der Berufspädagogik in Frankfurt am Main auf, das er 1952 mit dem Zweiten Staatsexamen abschloss.

Bereits im Alter von 39 Jahren vertraute man ihm die Leitung der beruflichen Schule in Melsungen an, die er von 1963 bis 1970 innehatte. Sein politisches Engagement führte ihn in den SPD-Landesvorstand. Er war Stadtrat der Stadt Melsungen und im Jahre 1970 wurde er in den Hessischen Landtag gewählt, dem er bis zu seinem Tode angehörte - seit 1978 sogar als Landtagsvizepräsident. Für seine beispielhaften Verdienste erhielt er mehrere hohe staatliche Auszeichnungen.